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Bericht über das Jahr 2022

 




Das Jahr 2022 hatte für unser Projekt zunächst durchaus verheißungsvoll begonnen denn einerseits wollten die beiden „langgedienten“ Rostik und Andre auch dieses Jahr wieder weitermachen und ich für meinen Teil habe realistische Chancen gesehen, doch wieder zurückkehren zu können und mitzuarbeiten damit wir möglichst noch in diesem Jahr endlich einen Teil des Hauses (das Erdgeschoß) im Sinne unserer Zielsetzung in Betrieb nehmen können.
Mit dem 24. Februar, dem Beginn des Krieges wo viele Gebiete der Ukraine von russischen Raketen bombardiert wurden war plötzlich alles anders. Es ging alles so schnell, so dass die Menschen in der Ukraine förmlich gelähmt waren. Kaum jemand hatte damit gerechnet, dass der schon über Jahre schwelende Konflikt zwischen Russland und der Ukraine noch so eskalieren würde. Ich kann und will gar nicht analysieren wer schuld ist an diesem Krieg. Ich kann nur soviel dazu sagen, dass jede Medaille immer zwei Seiten hat. Die Leidtragenden sind jedenfalls immer die einfachen Menschen, so auch dieses Mal. Unsere Burschen wurden alle kurzer Hand zum Militärdienst eingezogen und irgendwohin an die Front geschickt. Bis auf eine einzige kurze Nachricht von Andre, dass „alles … ist“, gibt es leider bisher kein einziges Lebenszeichen von ihnen was mich und die Meinen sehr bedrückt, denn sie sind uns alle sehr ans Herz gewachsen.
Auch familiär hat uns die Situation sehr zugesetzt. Da wegen ständig drohenden Luftangriffen alle Schulen für den Unterricht geschlossen wurden und die durch die Regierung zusammengelegten Medien einheitlich nonstop über die aktuelle Kriegslage berichteten hatte meine Tochter ständig die grausamen Kriegsbilder vor Augen. Bei jedem WhatsApp-Telefonat habe ich Sophias apathischen Blick gesehen, der von den ungefilterten Bildern geprägt war. Auch Larisa hatte aufgrund dieser ständigen Nachrichten Angst und wollte einfach nur weg. Als sie dann – wie viele andere auch – das Land tatsächlich verlassen wollte, war das nicht mehr möglich weil einfach keine Busse mehr zur Grenze gefahren sind. Als sich dann die Lage von Tag zu Tag weiter verschlimmert hat, die Kommunikation aufgrund häufiger Internet-Ausfälle immer schwieriger wurde und die Lebensmittelversorgung wegen des Kraftstoffmangels total zusammenbrach habe ich richtig Angst um meine Familie bekommen. Nach mehreren Telefonaten mit Werner Killmeyer und Pater Ludger wo wir gemeinsam nach Möglichkeiten gesucht haben sie heraus zu holen wurde mir klar, dass ich mich selbst dazu auf den auf den Weg machen musste.
An der polnischen Grenze zur Ukraine war eine recht seltsame Situation – alle wollten raus nur ich wollte hinein. Da der Zug und Busverkehr in unserer Region komplett eingestellt worden war musste ich mir erst einen Menschen mit Auto suchen der bereit war mit mir nach Yasinja zu fahren und auch den dafür benötigten Kraftstoff auftreiben. Endlich dort angekommen war ich dann bereits sehr erleichtert als ich Larisa und Sophia in die Arme schließen konnte. Der große Felsbrocken auf meiner Seele ist aber erst abgefallen, als wir gemeinsam die Grenze überschritten haben.
In Deutschland angekommen, machten wir uns daran die vom Staat vorgesehen Amtswege Punkt für Punkt abzuarbeiten. Hier ist mir wieder sehr bewusst geworden, was deutsche Bürokratie ist und warum man sagt, dass dort die Mühlen sehr langsam arbeiten. Auch hier ist es gut wenn man jemanden kennt der jemanden kennt der in gewissen Ämtern tätig ist. Bekanntschaften konnten zwar nicht alle Probleme lösen aber sie haben wenigstens einige Sachen in Bewegung gebracht. Nun besucht meine Frau einen Deutschkurs und meine Tochter geht jetzt hier in Berlin zur Schule. Beide haben den Status von Kriegsflüchtlingen.

Beim Abschied von Yasinja war es eine große Beruhigung für uns, dass Ivan Weretschuk, der schon mehrfach – sehr kompetent – am Bau mitgearbeitet hat, unweit von unserem Projekt zu Hause ist und sich gerne bereit erklärt hat immer ein Auge auf Alles zu haben. Da seine Frau bei der Geburt des jüngsten Kindes verstorben ist wurde er als fünffacher Vater nicht zum Militärdienst eingezogen. Nach einiger Zeit hat er mich gefragt ob er vielleicht etwas Geld verdienen könnte indem er am Bau weitermacht. Nach Rücksprache mit Werner Killmeyer konnte ich ihm diese Zusage machen und seither hat er zunächst die im vergangen Jahr eingesetzten Fenster eingeputzt, einige vermorschte Strommasten gegen neue ausgetauscht und den seinerzeit rasch aus Holz gezimmerten Verschlag in dem sich der Stromzähler bisher befunden hat durch ein gemauertes Zählerhäuschen ersetzt.
Überraschenderweise hat sich der von mir schon vor 2 Jahren eingerichtete Spendenaufruf über Facebook, der bisher nur sehr wenig eingebracht hatte mit Beginn des Krieges zu einer respektablen Einnahmequelle entwickelt. Damit ist es möglich geworden auch noch die Fenster für die oberste Etage anzuschaffen. Im Zuge der Vorbereitungen dafür hat sich herausgestellt, dass nicht – wie ich dachte – alle Maurerarbeiten abgeschlossen waren. Also mussten noch die dafür benötigten Baumaterialien besorgt und nach oben zum Projekt transportiert werden. Zeitgleich wurden die Fenster bestellt.
Als Ivan mit den restlichen Vorarbeiten für den Einbau der Fenster fertig war habe ich bei der Firma nachgefragt. Da wurde mir mitgeteilt, dass die Fenster zwar fertig wären, aber da es keinen weiteren Transport in unsere Richtung gäbe, man aus Kostengründen derzeit nicht bereit wäre zu liefern. Es wurde uns nahegelegt, entweder selbst einen Transport zu organisieren oder die Extrakosten zu übernehmen. Nach einigem Hin und Her und letztlich doch Übernahme der Transportkosten wurden die Fenster kurz vor Weihnachten geliefert und es ist Ivan gelungen sie noch vor Ende des Jahres einzubauen.
Ein Bild, das Gebäude, draußen, Haus, Fenster enthält.  Automatisch generierte Beschreibung
Zusammenfassend möchte ich sagen, dass ich trotz der widrigen Umstände die dieses Jahr herrschten mit dem Fortschritt am Projekt recht zufrieden bin, denn als der Krieg ausgebrochen war hatte ich zunächst eigentlich gar nicht damit gerechnet, dass überhaupt etwas weitergehen würde.
Was die Zukunft unseres Projektes anlangt so müssen wir wohl davon ausgehen, dass es durch den Krieg noch unendlich viel mehr Waisen geben wird die alle ein möglichst gutes Rüstzeug für ein eigenständiges Leben dringend brauchen werden. Das heißt, dass wir das Haus schnellstmöglich soweit fertigstellen sollten, dass es in Betrieb gehen kann. Solange jedoch der Krieg geht kann ich mir eine Rückkehr gemeinsam mit meiner Familie nicht vorstellen. Glücklicherweise gibt es aber Ivan, der gerne – nach seinen Möglichkeiten – weiterarbeiten will. Das passt auch gut zu den Zielsetzungen des Vereins, denn was er dabei verdient kommt direkt seinen 5 Halbwaisen zu gute.
Zu meinem gesundheitlichen Zustand: vom Herzen her geht es mir ziemlich gut. Die Ärzte rätseln aber immer noch woher meine verschiedenen – möglicherweise nervlich bedingten – recht lästigen Missempfindungen auf der Körperoberfläche tatsächlich kommen und was man dagegen tun kann. Insgesamt bin ich auf jeden Fall in einer weit besseren Verfassung als noch vor einem Jahr.
Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal bei allen die unser Projekt finanziell und im Gebet unterstützt haben und hoffe dass Ihr alle unser gemeinsames Projekt auch in der Zukunft mittragen werdet.
Liebe Grüße und Danke Euer Uwe

Im Namen des Vereins danken:

Pater Ludger Werner                                                             Werner Killmeyer

 

 

 

 

 

 

 


 

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