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"Gebt ihr ihnen zu essen" e.V. und "IBO"

 
  
 
 
 
 

 
 
Dankeschön - Jahresbericht & Bilder 2011 -

Liebe Förderer und Freunde,

Leider haben wir in diesem Jahr sehr lange darauf warten müssen, dass wir mit dem  Haus selbst weitermachen konnten. Ein Grund dafür war, dass wir Anfang März, als wir nach längerer Zeit unseren Allrad-Lkw wieder in Betrieb nehmen wollten mit Erschrecken feststellen mussten, dass fast alle Anbauteile am Motor wie Vergaser, Luftfilter, Verteiler, Zündspule, Lichtmaschine etc. gestohlen wurden. Dies war ein niederschmetternder Rückschlag, denn der Lkw ist für uns eine unverzichtbare Hilfe. Trotz mehrtägiger Ermittlungen ist es der hiesigen Polizei nicht gelungen den Dieb und/oder die gestohlenen Teile zu finden.

 

 

 

 

 

 






Die Polizei im Einsatz

Es hat uns dann alles zusammen mehr als einen Monat gekostet den LKW wieder zum Laufen zu bringen. Zunächst mussten wir viele Kilometer von einem Basar zum anderen fahren um all die Teile zusammen zu bekommen. Beim Einbauen kam die nächste schlimme Überraschung. Der oder die Diebe hatten sämtliche Kabelbäume durchgeschnitten, so dass es uns fast unmöglich war die elektronischen Bauteile wieder richtig anzuschließen. Ein Reparatur-handbuch oder Schaltplan war nicht aufzutreiben. Mit viel Zeit und unermüdlichem Ausprobieren haben wir schließlich auch das geschafft und uns fiel ein Stein vom Herzen als der Lkw die ersten Geräusche von sich gab denn eigentlich hatten wir die Hoffnung schon beinahe aufgegeben.

Ein weiterer Grund für die Verzögerung bei unserem Bauprojekt war die vom Wasser zerstörte Zufahrt. Die von uns im Vorjahr mit Autoreifen befestigte Böschung hatte leider doch nicht standgehalten. Erst nach langen und mühsamen Verhandlungen mit den hiesigen Behörden und den Anwohnern, die  leider nicht zur Mitarbeit zu bewegen waren konnten wir loslegen. Es war ein gewaltiges Stück Arbeit, denn wir mussten dafür erst Bäume fällen und über  2 km zur Baustelle transportieren, was wegen fehlendem Schnee sehr mühsam war. Mit allem Drumherum waren wir damit mehr als 3 Monate  beschäftigt, die uns natürlich für die Arbeit am Haus selbst gefehlt und an der Erreichung unseres geplanten Jahreszieles gehindert haben. Andererseits sind wir auch sehr zufrieden und stolz, weil wir diesen ganz entscheidenden Teil der Zufahrt nun wohl wirklich dauerhaft saniert haben dürften.

Ganz sicher haben Andre und Wolodja ebenso wie auch ich selbst bei dieser für uns alle ganz neuen Arbeit  eine Menge dazugelernt. wir sind auch voll der Zuversicht, dass diese Uferverbauung wirklich hochwasserfest ist.

Als die Zufahrt nun also fertig und benutzbar war konnten wir endlich den Kies und den Zement bestellen denn all das konnte ja erst jetzt zur Baustelle hinauf transportiert werden.

Als hätten wir nicht schon genug Herausforderungen zu bewältigen gehabt ließ die nächste nicht lange auf sich warten. Um unseren Lebensunterhalt mitzufinanzieren geht meine Frau Larisa fast täglich 10 -14 Stunden in eine Art Kaffee Kantine arbeiten. Dafür steht sie zwischen 5.30 Uhr und 6.00 Uhr auf und  geht dann ca. 4 km zu Fuß  zur Arbeit. Eines Morgens Anfang Juni dieses Jahres als sie gerade geöffnet hatte kam ein 15 jähriges Mädchen zu ihr rein, total verstört, die Kleidung verschmutzt und im Gesicht grün und blau geschlagen. Meine Frau dachte zu erst an eine Vergewaltigung, erfuhr aber dann so nach und nach, dass ihr betrunkener Vater sie so zugerichtet hatte. Als er dann noch drohte, sie mit dem Gewehr zu erschießen hatte sie die Flucht ergriffen. Larisa hat sofort die Polizei verständigt, die aber den Vater nicht finden konnten. Um Oxana, so heißt das Mädchen solange bis die Polizei den Vater finden würde in Sicherheit zu bringen haben wir sie übers Wochenende bei einer Verwandten untergebracht. Als die Polizei nun endlich den Vater verhaften konnte und die Gewehre sicherstellten ging Oxana nun wieder nach Hause im Glauben, dass die ärgste Gefahr nun wohl vorüber sei. Nur zwei Tage später rief Oxana dann mitten in der Nacht von einer Nachbarin aus bei Larisa an. Die Polizei in Rachiv hatte den Vater wieder laufen lassen und der hatte natürlich von Wut getrieben nichts anderes im Kopf als sich an seine Tochter zu rächen und ging diesmal  mit einem Messer auf sie los.

Wir haben Oxana noch gleich in der Nacht von dort weg zu uns geholt. Die nächsten Tage haben wir dann versucht Polizei und Ämter zu mobilisieren damit sie sicherstellen, dass Oxana wieder gefahrlos nach Hause zurückkehren kann.  Das war nervenaufreibend und blieb erfolglos, da sich die Behörden nur ungern in Familien-Angelegenheiten einmischen. Jeden Abend nach getaner Arbeit sind Larisa und ich zusammen gesessen und haben überlegt welche Möglichkeiten es geben könnte um Oxana langfristig vor ihrem Vater in Sicherheit zu bringen.   Schließlich meinte Larisa: "Eine Person mehr im Haus kriegen wir auch weiterhin  noch satt und mit dem Schlafen im kleinen Raum neben uns geht ja, wie wir gesehen haben. Von mir aus kann sie bleiben bis wir etwas anderes, besseres finden." Nun war uns beiden leichter und wir haben auch umgehend das vorübergehende Sorgerecht für Oxana erworben damit auch rechtlich alles in Ordnung geht. Dann allerdings hat der Vater Larisas Telefonnummer heraus bekommen und begonnen uns zu terrorisieren. Wir sind aber ruhig geblieben und haben uns von seinen Drohungen nicht beeinflussen lassen.

Oxana und Larisa haben sich sehr schnell befreundet und als dann die Schule wieder losgegangen ist sind die beiden zur Sicherheit jeden Morgen gemeinsam aus dem Haus gegangen und abends wieder gemeinsam heimgekehrt. Trotzdem war das auf Dauer auch keine echte Lösung, denn Oxana musste nach der Schule auf dem Weg zu Larisa ins Geschäft und auch dort selbst noch immer befürchten ihrem Vater zu begegnen. Deshalb haben wir nach einer Möglichkeit gesucht sie in einem Internat unterzubringen.  Das Heim in Mykulischen wohin ich natürlich weiterhin sehr gute Verbindungen habe kam dafür nicht in Frage, da dort nur bis zur 9 Klasse unterrichtet wird – so suchte ich den Kontakt zu einem 80 km entfernten Internat. Nach mehreren Rücksprachen und eine Menge Bürokratie ist es mir dann gelungen sie dort unterzubringen und auch die Kostenübernahme für ihren Aufenthalt dort zu regeln. Nun kommt Oxana uns an den Wochenenden regelmäßig besuchen und wir freuen uns gemeinsam, dass sich die Dinge nun so entwickelt haben.
 



Larisa und Oxana beim Pilze sammeln

Trotz der schwierigen Umstände und der zusätzlichen Belastung durch die Probleme mit Oxana waren wir voll dahinter unser Bauprojekt weiter zu bringen.  Zunächst haben wir zwischen den bereits im Vorjahr hergestellten Streifenfundamenten die 10 cm starken Fundamentplatten gegossen und dann mit dem Hochziehen der ersten Mauern unter Verwendung des "Porenbeton-Verfahrens" begonnen. Die erzielte Qualität ist auch wirklich sehr zufrieden stellend allerdings auch recht mühsam und zeitaufwändig weil wir ja nur zu dritt sind und auch nur einen Betonmischer zur Verfügung haben.

  Wie unten auf den Fotos zu sehen haben wir zwar einiges geschafft, aber das selbst gesteckte Jahresziel haben wir leider bei Weitem nicht erreicht und die  Weiterarbeit an den  Mauern mussten wir ca. Ende Oktober einstellen weil es einfach schon zu kalt ist zum Betonieren. Seither können wir draußen nur Erdarbeiten machen. Aber, wenn der Herr es will, werden wir im kommenden Jahr zumindest einen Teil wieder aufholen.

 

Beim Niederschreiben dieses Berichts wird mir - einmal mehr - bewusst, wie unglaublich wichtig und wertvoll es ist, dass ich Andre und Wolodja an meiner Seite habe. Nie im Leben hätte ich allein das alles schaffen können und ich hoffe, dass ich sie auch weiterhin bei mir haben werde. Überhaupt erlebe ich, dass sich die beiden - Andre noch mehr als Wolodja - ganz stark mit dem Projekt identifizieren und, wenn das Haus einmal in Betrieb sein wird eine ganz wichtige Rolle als meine Assistenten und Stellvertreter spielen könnten.

An dieser Stelle möchte ich mich bei Euch allen aufs herzlichste bedanken, denn ohne Euch und Eure vielfältige materielle und immaterielle Unterstützung wäre dies alles nicht möglich

Liebe Grüße Euer Uwe

Im Namen des Vereins „Gebt ihr ihnen zu essen e.V.“ danken:
Pater Ludger Werner SM, Werner Killmeyer