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Bericht zum Jahr 2014

2014 war wegen der politischen Zerrüttung und der anhaltenden Kriegszustände ein schwieriges Jahr, auch für unser Bauprojekt. Es begann mit massiven Finanzierungsproblemen. Der Staat hatte wegen der rasenden Inflation alle Bargeldabhebungen limitiert, so dass ich trotz vorhandenen Kapitals auf meinem Konto dieses nicht so einfach abheben konnte. Es gab ein Limit von 500 Grivna pro Tag, das sind ca. 35-40 Euro. Da jeder versucht hat, sein Geld abzuheben, gab es an den Bankomaten Warteschlangen und oft reichte das Geld in den Automaten nicht aus, um jede Transaktion auszuführen. Während dieser Phase „verbrannte“ mir sehr viel Geld, denn es verlor rasant seinen Wert. Werner Killmeyer und ich suchten gemeinsam einen Weg um dieses Problem zu umgehen. Letztlich ist es – wenn auch mit vielen Hindernissen weil der Staat und das internationale Bankwesen Transaktionen in die Ukraine wegen der illegalen Kriegsfinanzierung sehr stark kontrollieren und Überweisungen teilweise einfach ablehnten – gelungen, via Western Union Geld zu erstaunlich günstigen Gebühren so an mich zu überweisen, dass ich hier Euro ausbezahlt bekomme. Als es dann endlich am Bau losging sah es Anfangs noch recht vielversprechend aus. Material war ausreichend auf der Baustelle und die Arbeit ging ziemlich flott voran.

Ich war guten Mutes, dass wir dieses Jahr unser geplantes Ziel, den Rohbau endlich fertig zu stellen erreichen würden. Leider wurde mir meine Hoffnung wieder sehr schnell genommen, da wegen der Krimkrise meine Leute zum Militärdienst eingezogen wurden. Es war ein Hin und Her und niemand wusste wie es weitergeht. Mal waren Leute da und mal auch nicht. Es ging soweit, dass die Leute sich versteckten weil sie nicht zum Militärdienst wollten, was mich aber in meinem Bauvorhaben auch nicht vorwärts brachte. Wegen des vielen Zements, der zu dieser Zeit auf der Baustelle gelagert war sah ich mich schon trotz meiner angeschlagen Gesundheit selber Beton machen. Gott sei Dank ist es aber dann doch mit einigen Arbeitern gelungen, den Zement zu verarbeiten und die Decke des Erdgeschosses fertigzustellen.

Aufgrund der bereits fortgeschrittenen Jahreszeit im Herbst und auch der knappen Finanzen habe ich dann, im Einvernehmen mit Werner Killmeyer und P. Ludger Werner, weitere Bauarbeiten nicht mehr angegangen sondern nur noch den Rohbau winterfest „verpackt“ um wetterbedingte Schäden zu vermeiden. Da es bis dato nicht danach aussieht, dass sich an der politischen Situation und dem Kriegszustand des Landes etwas zum Besseren verändern wird, kann ich derzeit keine seriöse Prognose für die Zukunft unseres Projektes machen. Ich sehe auch in der gegenwärtigen Situation keine Möglichkeit Jugendliche aus dem Waisenhaus mit einzubeziehen. Geplant ist aber, dass ich 2015 Arbeiter mit ungarischer Abstammung zum Weiterbau anheuern werde, da diese bisher vom Kriegsdienst verschont geblieben sind und hoffentlich auch in Zukunft nicht eingezogen werden. Vorabsprachen diesbezüglich gab es schon. Genaueres aber erst Ende des Winters vor dem Beginn der Bausaison.

Was gibt es noch zu berichten?
Am 21.April gab es bei uns Familienzuwachs

– wir haben eine Tochter Namens Sophia. Mittlerweile werden wir von ihr neben unserer anderen Aufgaben ganz schön auf Trab gehalten. Wir danken Gott, dass wir ein bis dato so gesundes und von Energie sprühendes Tochterherz geschenkt bekommen haben. Sie ist eine große Bereicherung für unser Leben. Jede Minute mit ihr ist eine angenehme und manchmal auch sehr lustige Herausforderung. Mittlerweile fängt sie 2 an zu laufen und beginnt ihr Zuhause zu erkunden. Da ist keine Schublade oder Schranktür mehr vor ihr sicher. Wir sind gespannt und voller guter Erwartungen, was uns die Zukunft mit ihr alles noch beschert.
Sehr erfreulich festzustellen ist auch noch, dass sich mein gesundheitlicher Zustand mittlerweile stark verbessert hat. Abgesehen davon, dass mir die Puste schneller ausgeht als früher, fühle ich mich doch wieder recht fit. Hoffe es bleibt weiterhin so. Neben all den Ereignissen positiver und weniger positiver Art haben wir uns im Geschäftsleben weiterentwickelt und vergrößert. Dies lag daran, dass unser Ladenvermieter Eigenbedarf auf die angemieteten Geschäftsräume bei uns angemeldet hat. Er bot uns an, ein geeignetes Objekt für uns aus- und umzubauen, so dass wir unseren Kundenstamm weiterhin gut bedienen können. Da unser Ladengeschäft wegen des stetigen Wachsens unseres Kundenkreises ohnehin langsam zu klein für uns und unser Warenangebot wurde, kam uns dieser Umstand das Lokal zu wechseln ganz recht.

Der Vermieter baute ein Gebäude auf

der anderen Seite der Straße großzügig aus und wir haben es Anfang Dezember bezogen, wenngleich auch mit einem flauen Gefühl, denn die starke Inflation des Landes hatte auch bei uns die Umsätze schrumpfen lassen. Mittlerweile können wir aber sagen, dass das Geschäft im neuen Lokal recht gut angelaufen ist und wir hoffen, dass es für die Zukunft auch so bleibt.

Wenn ich so beim Schreiben dieses Berichtes auf mein Leben zurückschaue dann erfüllt mich einerseits eine große Dankbarkeit für die vielen, unübersehbar glücklichen Fügungen die mir auch ein großes Vertrauen für die Zukunft geben. Andererseits spüre ich doch manchmal Zweifel aufkommen wenn ich auf den Stand unseres Projektvorhabens blicke und traurig feststellen muss, dass es wegen der vielen widrigen Umstände sehr viel langsamer vorangeht als ich gedacht und gehofft habe. Ich frage mich dann: „warum so viele Hürden und wo soll das alles noch hinführen?“ Wenn ich fast täglich mit neuen Kriegsberichten konfrontiert werde und all das Leid, die vielen Flüchtlinge und die sinnlose Zerstörung sehe kommt die Frage auf ob nicht alle bisherigen Aufwendungen finanzieller, psychischer und physischer Natur fehl investiert sind. Dann fühle ich mich wie Hiob der ständig seinen Glauben unter Beweis stellen muss. Mich tragen durch diese schweren Stunden dann nur noch die Worte des Herrn „ wenn das alles geschieht fürchtet Euch nicht – ich bin bei Euch“ Ich versuche mir das auch mit einem Bild etwas zu erleichtern. Auf einem Hoch sehe ich mein Ziel ganz klar vor Augen. Wenn der Weg mich dann aber durch ein Tal führt, ist das Ziel zeitweise nicht in Sicht und wenn Nebel einfällt verschwimmen die Konturen des Ziels, aber dennoch habe ich eine Richtung eingeschlagen und diese Route führt mich – wenn auch mit Umwegen – ans Ziel. Diese Umwege müssen nicht unbedingt schlecht sein – ich suche in allem das Gute. Wenn ich zum Beispiel auf unser Geschäft schaue, das sich trotz einiger Bauchschmerzen wegen der rasanten Inflation, recht gut herausgeputzt hat, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass sich dadurch in der Zukunft auch Ausbildungsplätze für unser Projekt ergeben können. Ich denke es ist wichtig, dass man bei allem was man macht immer wieder voll auf Gottes Führung vertraut, auch wenn man nicht immer weiß, wohin der nächste Schritt genau führen wird. Denn es heißt ja schließlich auch, „wohl denen die Glauben obwohl sie nicht sehen“. Ich hoffe und bete, dass mich solche Gedanken weiterhin tragen und mich mein Weg - allen Schwierigkeiten zum Trotz - zu unserem gemeinsamen Ziel führt. An dieser Stelle ist es mir wichtig allen Spendern und Freunden dafür zu danken, dass sie mich bisher so treu unterstützt haben und hoffe, dass ich trotz der angespannten politischen Lage hier in der Ukraine auch weiterhin darauf zählen kann.

Liebe Grüße Euer Uwe

Im Namen des Vereins danken: Pater Ludger Werner SM Werner Killmeyer Yasinja im Jänner
 

 

 

 


 

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