kinder helfen  

 

Hilfe durch

"Gebt ihr ihnen zu essen" e.V. und "IBO"

 
  
 
 
 
 

 
 
Dankeschön -Jahresbericht & Bilder 2010-

Liebe Förderer und Freunde,
Wie nicht anders zu erwarten war auch 2010 wieder ein Jahr voller Herausforderungen. Wie schon im Bericht über das Jahr 2009 erwähnt war gleich zu Beginn des Jahres geplant, einen guten, gebrauchten Traktor mit Schaufelbaggerarm und Planierschild anzuschaffen, der als Hilfe für die immer wieder nötigen Arbeiten an der Zufahrt, für den Aushub des Fundaments und das Baggern des reichlich benötigten Schotters aus dem Fluss dienen sollte. Das war deshalb besonders wichtig, weil es sich als ausgesprochen schwierig erwiesen hatte immer dann, wenn wir einen Traktor brauchten auch einen aufzutreiben.

Nach langem Suchen haben wir dann endlich doch einen passend erscheinenden Traktor gefunden, allerdings in dem ca. 450 Km entfernten Ort Ternopil. Da eine so lange Fahrt mit dem Traktor auf der Straße nicht in Frage kommt hatten wir nun ein ernstes Problem denn es galt – mitten im Winter – ein preisgünstiges Transportmittel zu finden. Als sich dann überraschend schnell ein Fuhrunternehmer mit einem großen Tieflader, der eine Leerfahrt von Ternopil zu uns in die Karpaten hatte als auch ein alter erfahrener Traktorist fand, der bereit war mich beim Begutachten des Traktors zu unterstützen, da merkte ich einmal mehr wie der Herr alles fügt wenn es sein soll, denn sonst wäre ein solches Unterfangen wohl nur sehr mühsam zu realisieren gewesen.

Der Kauf und der Transport des Traktors sind dann, bis auf eine kleine Unstimmigkeit mit der Polizei wegen ca. 10 cm Überhang die ich aber durch Anbringen eines Warndreiecks und einer roten Flagge beheben konnte, problemlos verlaufen. Der Traktorfahrer hat auch beim Be- und Entladen geholfen, denn alleine hätte ich da mit sicherlich meine Probleme gehabt, da ich bisher noch auf keinem russischen Traktor gesessen hatte.

Nun stand er also vor dem Haus und für mich begann eine harte Zeit, denn mein Herz brannte schon förmlich, den Traktor endlich selbst auszuprobieren und mit ihm zu arbeiten aber - es war tiefster Winter mit großer Kälte und jeder Menge Schnee.

Diese Zeit habe ich dann mit meinen beiden Helfern Andre und Vasil genutzt um Bauholz zu schlagen und mit dem schon Ende 2009 gekauften, transportablen Sägewerk zurechtzuschneiden. Das war eine wirklich eisige und anstrengende Arbeit, denn wir mussten die Bäume – bei bis zu 20 Minusgraden – in einem ca.1 km entfernten Waldstück erst fällen und dann mit einem Pferd zum Grundstück ziehen.

                 
(gefällte Bäume auf unserem Bauland)                                   (unser transportable Sägewerk)

Ich hatte zuvor in meinem Leben noch nie Bäume gefällt, aber ich weiß jetzt was es heißt ein Holzfäller in den Kaparten zu sein. Es ist nicht nur eine Knochenarbeit, sondern es kann auch sehr gefährlich werden, wenn man das

Gelände nicht ausreichend kennt. Jeder von uns ist des Öfteren in ein Schneeloch gefallen und war weg bis zur Brust – die mit Schnee zugewehten Löcher hätten auch tiefer ausfallen können. Dank sei Gott ist aber außer Kleidung voller Schnee nie etwas Schlimmeres passiert. Wir haben auch bei unserer Arbeit immer sehr bewusst aufeinander achtgegeben.

Nachdem wir nun eine größere Zahl von Bäumen gefällt und zum Grundstück transportiert hatten, machten wir uns daran, die Stämme von der Rinde zu befreien um sie dann zurechtzuschneiden. Da wir sowohl 6 Meter lange stabile Balken mit großem Querschnitt, für die Dach- und Deckenkonstruktion benötigen, als auch für die Schalung des Fundaments geeignete Bretter herausbekommen müssen, war bei jedem Baum eine Mathematikaufgabe für die Jungs drin, denn es ging darum, so wenig Verschnitt wie nur möglich zu produzieren. Sie hatten aber relativ schnell den Bogen raus und es machte ihnen richtig Spaß diese Aufgaben bestmöglich zu lösen. Diese Arbeiten nahmen sehr viel Zeit in Anspruch und es war auch jedes Mal wieder ein Kraftakt die Baumstämme, die oft einen Durchmesser von ca. 50 cm hatten auf das Sägewerk zu hieven.

Als endlich nach dem hier typischerweise sehr langen Winter der Schnee weg war und sich der Wasserpegel des Flusses gesetzt hatte, wollten wir mit dem Fördern des Schotters anfangen. Für den Transport hinauf zum Grundstück wollten wir wieder mit demselben Fahrer wie im vorangegangenen Jahr zusammenarbeiten. Als er mir jedoch sagte was er dieses Jahr für eine Fuhre haben wollte fiel ich aus allen Wolken und suchte nach Alternativen. Es war allerdings kein anderer Fahrer mit einem geeigneten Lkw zu finden, sodass ich mich – nach Absprache mit dem Vorstand des Vereins – entschloss, einen kleinen Lkw selbst zu kaufen. Nach nur kurzer Suche ist es auch gelungen, einen passenden kleinen Lkw mit Allradantrieb zu finden.

         
(Unser Traktor und Allrad-Lkw hier bei Erdarbeiten auf dem Grundstück)

Das Ummelden des Fahrzeugs hat sich dann leider sehr hingezogen, so dass wieder kostbare Zeit verloren gegangen ist. Dann war es endlich so weit, dass wir von anderen Transportmitteln absolut unabhängig waren und dachten, dass damit alle Voraussetzungen für einen reibungslosen Ablauf gegeben wären. Doch es kam anders. Der Lkw-Fahrer vom Vorjahr war sauer, weil er nun kein Geschäft mit uns machen konnte und hetzte uns deshalb die Behörden auf den Hals. Ich hatte mir zwar vorsorglich die- allerdings nur mündliche – Genehmigung des Bürgermeisters zum Entnehmen des Schotters aus den Fluss eingeholt aber dennoch gab es wegen des lumpigen Schotters, den sich hier jeder aus dem Fluss holen kann eine Menge nervenaufreibenden Knatsch der nicht nur Zeit sondern auch etwas Bakschisch gekostet hat.

       
(angelegte Wasserrasten)                             (Uwe beim Ausheben des Fundaments)

Als wir dann endlich hätten loslegen können kam wieder unsere nun auch schon übliche Regenzeit. Der Wasserspiegel des Flusses ist so stark angestiegen, dass es unmöglich war mit dem Traktor dort hineinzufahren und auch wieder heil herauszukommen. So waren wir in unserem Tatendrang enorm gebremst und entsprechend sauer. Um die kostbare Zeit dennoch bestmöglich zu nutzen haben Andre und Vasil an unserer Zufahrt gearbeitet während ich mit den Aushubarbeiten für das Fundament begonnen habe.

Als es dann nach ein paar Wochen endlich möglich war Schotter zu fördern, haben wir von Morgengrauen bis spät in den Abend hinein gearbeitet, um die für das Fundament benötigten gewaltigen Schottermassen nach oben aufs Grundstück zu bringen. Da der Lkw voll beladen und der Boden auf unserer Zufahrt nicht 100% trocken war, gab es immer wieder Momente, wo wir mit den Rädern tief eingesunken sind und deshalb gezwungen waren Reparaturen an der Zufahrt durchzuführen. Wir haben uns davon aber nicht kleinkriegen lassen und es schließlich geschafft, den gesamten für das Fundament benötigten Schotter nach oben zu bringen.

Der nächste und – wie sich bald herausstellte – sehr herausfordernde Arbeitsschritt war die Fortsetzung und Fertigstellung der Aushubarbeiten für das Fundament mit einer Tiefe von 1,5 Meter. Dabei sind wir auf teils riesige, tonnenschwere Steinbrocken gestoßen die wir nur unter allergrößter Anstrengung von Menschen und Maschinen herausarbeiten konnten.

Schließlich war auch das geschafft und wir konnten endlich mit den Schalungsarbeiten für das Streifenfundament beginnen. Schon beim Einmessen und Abstecken des Grundrisses hatten die Jungs erste Erfahrungen mit der neuesten, für uns Westeuropäer jedoch schon altbekannten Lasermesstechnik gemacht und gestaunt, wie genau und gleichzeitig einfach man mit Hilfe des Laserstrahls Entfernungen messen und Winkel einrichten kann. Ganz begeistert und fasziniert haben sie nun diese Technik nutzen gelernt. Weniger begeistern konnten sich die beiden für das Verschweißen der Baustahlelemente die wir zuvor geschnitten und in Form gebogen hatten als Bewehrung für das Fundament. Das Spritzen der Funken war ihnen einfach nicht geheuer, so dass diese Arbeit zur Gänze mir überlassen blieb.
 

     
(Schalung des Fundaments)                           (fertiges Streifenfundament)
 
Das nun folgende Betonieren war mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln eine echte Knochenarbeit. Den Schotter in die Mischmaschine schaufeln, Wasser und Zement dazu mischen, in die Schubkarre füllen, an die benötigte Stelle transportieren, in die Schalung gießen und kräftig stampfen um sicherzustellen, dass keine Hohlräume frei bleiben – tagaus tagein von früh bis spät – das war schon extrem anstrengend. Sicher mag es einige geben die sagen, so etwas müsste in einem Stück gemacht werden. Weil wir aber ausreichend Baustahl mit eingearbeitet haben, das Fundament 1,5 Meter tief und der Untergrund sehr stabil ist kann ich mit guten Gewissen sagen, dass das hält. Wir haben damit definitiv das Beste erreicht das zu erreichen war.

Anfang September hat uns Vasil verlassen. Er beschloss, nach Russland zu gehen um dort als Arbeiter in einem Sägewerk sein Glück zu versuchen. Die Trennung fiel mir schwer, denn mir waren beide meiner Helfer sehr ans Herz gewachsen. Dennoch weiß ich, dass es gut so ist, wie es ist, denn es ist ja schließlich das Ziel des Projektes Jugendliche in ihrer größten Not aufzufangen, sie eine Zeit lang auf ein eigenes selbständiges Leben vorzubereiten, damit sie dann ihren eigenen Weg finden und ihn auch gehen.

              
 (Wolodja bei Pannenbeseitigung am Lkw)             (Larisa, Wolodja  und Andree bei der Arbeit)

Da es ohne einen zweiten Helfer mit der Arbeit sehr mühsam geworden wäre, hat Andre für uns einen neuen Helfer gesucht und mit Wolodja auch gefunden. Sehr schnell stellte sich heraus, dass Wolodja sehr gut zu uns passt. Er ist nicht nur bereit überall anzupacken, er hat auch etwas Ahnung von Kfz-Technik. Das ist deshalb besonders wertvoll für unser kleines Team, weil wir als Nutzer russischer Kfz-Technik immer wieder mit der einen oder anderen kleineren oder größeren Herausforderung konfrontiert sind.

Anfang Oktober ist uns dann Werner Killmeyer besuchen gekommen der über die Jahre für mich immer mehr zu einem wichtigen Gesprächspartner und Berater für viele unterschiedliche Themen geworden ist. Nach vielen, manchmal stundenlangen Telefonaten über Skype war bei ihm schon seit längerem und noch mehr, nachdem er vor ca. einem Jahr als Nachfolger des bisherigen 1.Vorsitzenden des Vereins „Gebt Ihr ihnen zu essen“ e.V. dessen Amt übernommen hatte, der Wunsch entstanden hierher zu kommen, um das Team persönlich kennen zu lernen und sich vor Ort ein Bild von den Gegebenheiten zu machen.

               
(Andre, Werner Killmeyer,                      (unser kl. Team bei der                      (Reperatur der russischen
Wolodja und ich an einer Wasserraste)                      Mittagspause)                       der russischen Technik)

 

Gemeinsam haben wir das Waisenhaus besucht das ich über 3 Jahre hin mit meiner Hände Arbeit sowie finanzieller Unterstützung des Vereins und einigen Einsätzen des Internationalen-Bauordens saniert habe. Weiters hatten wir über Vermittlung und in Begleitung von Miroslav Rusyn, eines ukrainischen Priesteranwärters, der in Eichstätt studiert und den wir im Dezember 2009 beim Renovabis-Treffen in Freising kennengelernt hatten, eine Audienz beim Bischof der ukrainisch unierten Kirche, im 300 km westlich gelegenen Uzgorod. Dieser Besuch war sehr intensiv. Der Bischof nahm sich die Zeit um uns zuzuhören und auch um uns einige seiner vielen Projekte persönlich vorzustellen.

                 
        (Intensiver Gedankenaustausch mit Bischof)               (Besuch einer Einrichtung für Behinderte Kinder)

Über seine und Miroslavs Vermittlung ist mittlerweile auch eine Verbindung mit dem für unsere Gegend verantwortlichen Geistlichen entstanden der uns inzwischen bereits besucht hat und von der Sinnhaftigkeit unseres Projekts überzeugt ist. Geplant ist, dass wir gegen Ende Jänner gemeinsam zum Bischof fahren um Weiteres zu besprechen.

Den weiteren Herbst haben wir genützt um die Zufahrt wieder zu stabilisieren sowie die Felder zwischen den Fundamentstreifen auszuheben, Isolierung einzubringen und mit Beton auszufüllen damit wir, sobald im Frühjahr der Schnee weggeht mit dem Rohbau beginnen können. Jetzt im Winter stehen wieder das Fällen und Zuschneiden von Holz, sowie kleinere Reparatur- und Wartungsarbeiten an den Fahrzeugen auf dem Programm. Auch die eine oder andere Verbesserung an bzw. in unserem kleinen Häuschen sollte jetzt gelingen.

Wenn ich nun zusammen mit meiner Frau Larisa und den beiden Jungs auf das Jahr 2010 mit allen seinen Höhen und Tiefen zurückschaue, freut es uns zu sehen wie – allen Schwierigkeiten und Hindernissen zum Trotz – der Verwirklichung unserer gemeinsamen Vision von diesem Haus, wo die jungen Menschen aus dem Waisenhaus sich das holen, was sie zu einem selbstbestimmten Leben brauchen wieder ein gutes Stück näher gekommen sind.

Es ist mir ein Bedürfnis an dieser Stelle jedem Einzelnen unserer Förderer und Spender aus tiefstem Herzen für die großzügige Unterstützung zu danken, denn ohne diese wäre das alles nicht möglich.

Vielen Dank Euer Uwe

 

Im Namen des Vereins „Gebt ihr ihnen zu essen e.V.“ danken:
Pater Ludger Werner SM, Werner Killmeyer, Alois Vogg