kinder helfen  

 

Hilfe durch

"Gebt ihr ihnen zu essen" e.V. und "IBO"

 
  
 
 
 
 

 
 
Bericht über das Jahr 2017


Zum Ende des Winters sind meine 4 treuen Helfer vom letzten Jahr bei mir zu Besuch erschienen um  sich  zu erkundigen wie es in diesem Jahr mit dem Weiterbau an unserem Projekt aussieht. Nach einem ausführlichen Gespräch war klar, dass sie dieses Jahr auch wieder am Weiterbau beteiligt sein wollten. Ende Mai haben dann Andre,  Vitja,  Rostik und  Sascha glücklich die von mir über den Winter gut bewohnbar gemachten Zimmer bezogen und ab da wieder voll Eifer mitgearbeitet, um unser Projekt weiterzubringen.

Weil es zunächst wochenlang immer wieder geregnet und sogar noch ge-schneit hat, haben wir uns zunächst auf das Verputzen der Innenwände konzentriert und jene Räume fertig-gestellt, die für die Mitarbeiter des Bauordens, die ab dem 4. August für  zwei Wochen mitarbeiten sollten, als Quartier vorgesehen waren. Parallel,  in den Regenpausen haben wir noch restliches Bauholz geschlägert und mit der zuletzt neu angeschafften Bandsäge zu Brettern, Balken und Dachlatten zugeschnitten.

Nun war es aber hoch an der Zeit mit dem Rohbau weiter zu machen, allerdings hat das Wetter noch immer nicht mitgespielt, denn es wechselten sich ständig heftige Hitzeschübe mit kräftigen Regengüssen ab, also wieder nicht das richtige Wetter für Betonier-Arbeiten. Leider sind dafür aber das Gras und die kleinen Büsche rings-herum intensiv gewachsen und binnen kurzer Zeit hatten wir eine regelrechte Schlangenplage und waren deshalb gezwungen nur noch mit Gummi-stiefeln nach draußen zu gehen. Vor allem galt es unsere Tochter intensiv darauf zu sensibilisieren damit sie versteht, dass die Schlangen kein Spielzeug sind. Um dieser Bedrohung ein Ende zu setzen haben wir das Gras und die kleinen Büsche weiträumig ganz kurz zusam-mengeschnitten bzw. abgemäht. Ab dann konnten wir uns wieder etwas unbesorgter bewegen, sind aber weiterhin aufmerksam geblieben.

Weil die Wetterbedingungen fürs Betonieren immer wieder einmal nicht gepasst haben war ich gezwungen mir etwas einfallen zu lassen. Gemeinsam mit den Burschen haben wir eine sehr einfach zu be-dienende Vor-richtung mit elektrisch betriebener Verdichtung zur Herstellung speziell geformter Betonsteine entwickelt,  die wir im ausgehärteten Zustand in den Regenpausen vermauern können.

Der Bau dieser Maschine war nicht nur für mich sondern auch für die Jungs eine beträchtliche Herausforder-

ung, denn ich habe sie intensiv mit einbezogen. Jeder hat dazu seine Gedanken geäußert und auch nach Kräften direkt an der Errichtung mitgearbeitet. Entsprechend stolz waren sie auch auf unser gemein-sames Werk das sich wirklich sehen lassen kann ebenso wie auf die von ihnen produzierten Steine.

Überhaupt erlebe ich viel Freude mit den Jungs, weil sie sich sowohl untereinander als auch mit Sophia, Larisa und mir gut verstehen, sich gerne engagieren und auf vielen Ebenen eine Menge dazulernen.

 

 

Mein Aufgabenbereich war auch in dieser Bausaison wieder sehr breit gefächert. Vom Brötchen-Bäcker und Koch über Handwerker und Manager bis hin zum Hausmann und Kranken-pfleger. Letzteres deshalb, weil meine Frau an einer – viel zu spät erkannten – äußerst schmerzhaften Gürtelrose erkrankt ist. Somit sind in dieser Zeit alle ihre Arbeiten auch noch mir zugefallen.

 

Abgesehen von so manchen widrigen Umständen wie z.B.  Defekte am Traktor oder eine streikende Computertastatur die uns immer wieder in unserer Arbeit ausgebremst haben war ich über weite Strecken recht zufrieden mit den

Fortschritten und zuversichtlich, dass wir dieses Jahr das Haus mit hand-fester Unterstützung des Bauordens winterfest bekommen würden.

Als dann allerdings Anfang August lediglich 2 Personen, eine Architektur Studentin und eine angehende Bauingenieurin als Bau-Camp Teilnehmer erschienen, waren wir erst einmal etwas enttäuscht. Sehr wahrscheinlich war der Umstand, dass die Ukraine sich nach wie vor im Krieg mit Russland befindet dafür ausschlaggebend, dass Interessenten lieber Bau-Camps in weniger gefährdet erscheinenden Gebieten gewählt haben.

Weil wir nun leider doch nur eine recht kleine Gruppe waren und ich ja den beiden Damen nicht alle Arten von Tätigkeiten zumuten konnte, musste ich mich wohl oder übel von meinen Vorstellungen, was während des Bau-Camps erreicht werden könnte, verab-schieden. Um die Zeit möglichst gut zu nützen haben wir abwechselnd mit Holz, Beton und Stahl gearbeitet wobei das Schweißen für alle sicher am interessantesten war, denn diese Arbeit hatten sie bisher alle noch nicht gemacht. Laut Aussage aller habe ich das Verfahren richtig gut erklärt, so dass es bei fast allen auf Anhieb klappte den Schweißapparat richtig zu bedienen. 

Die Zeit mit den weiblichen Bau-Camp Teilnehmerinnen war für die Jungs eine sehr aufregende Zeit, denn hier in der Ukraine ist man es nicht gewohnt, dass das weibliche Geschlecht handwerkliche Tätigkeiten ausführt.

Umso mehr wuchs die Bereitschaft einander gegenseitig zu unterstützen.

Da rasch abzusehen war, dass die Arbeiten mit diesem Team – trotz bestem Willen aller – aufgrund von mangelndem Fachwissen und auch praktischer Erfahrung letztlich nur langsam vorangehen würde habe ich nach Rücksprache mit Werner Killmeyer die Chance genützt zwei – überraschend verfügbare – erfahrene Handwerker zur Unterstützung einzustellen. Diese waren anfangs sehr verwundert zwei junge Damen als Mitarbeiter auf der Baustelle vorzufinden und haben zunächst immer versucht die beiden von körperlich anstrengenden Arbeiten abzuhalten. Die Mädels haben sich aber davon nicht wirklich beein-drucken lassen und fleißig weitergearbeitet. Mit ihrem großen Engagement haben sie zu einem äußerst positiven Arbeits-klima beigetragen und wurden von uns allen sehr bewundert. Entsprechend schwergefallen ist uns der Abschied von den beiden. Mit ihrem Fachwissen hinsichtlich architektonischer und statischer Belange waren sie für mich wertvolle Gesprächspartner die mich in meinen Plänen und Vorgehensweisen bestätigt haben.

Den restlichen August hindurch und die ersten beiden Wochen im September ging es dann noch weiter gut voran im Team mit den 4 Burschen und den beiden erfahrenen Männern, sodass es durchaus realistisch erschienen ist,

dass wir den Bau noch vor Einbruch des Winters mit einem Dach versehen können.

Doch es kam anders. Am 17. Sept-ember hat ein gewaltiger Sturm das Stromnetz in der ganzen Gegend und insbesondere unsere 850 Meter lange Zuleitung so schwer beschädigt, dass die Versorgung für mehr als 3 Wochen komplett unter-brochen war. Abgesehen von der Wiederherstellung des 3-Phasen Kabels und der gebrochenen Masten mussten wir auch noch etliche Sturmschäden am Dach unseres kleinen Hauses beseitigen.

Um während der Zeit ohne öffentliche Stromversorgung die Arbeiten auf der Baustelle wenigstens irgendwie weiter zu führen einerseits und andererseits die tiefgekühlten Lebensmittel aus dem Laden vor dem Auftauen zu bewahren war ich gezwungen den – Gott Lob – vorhandenen, benzinbetriebenen Generator am Laufen halten. Das aber ist, über die Kosten zur Beseitigung der Sturmschäden hinausgehend, noch zusätzlich richtig ins Geld gegangen und es wurden dadurch nicht nur unsere zeitlichen sondern auch die finanziellen Pläne kräftig über den Haufen geworfen.

Wir haben uns aber nicht unterkriegen lassen und mit voller Kraft weiterge-macht bis dann Anfang Oktober die kalten Tage und Nächte kamen, wo es einerseits in den Zimmern der Jungs  schon recht ungemütlich wurde und sich andererseits für sie – wie auch schon im letzten Winter – die Chance auftat, durch ihre Mitarbeit bei der Versorgung mit Brennholz für die

Menschen in der Umgebung etwas Geld zu verdienen. Da haben wir ihren Einsatz auf der Baustelle für dieses Jahr einvernehmlich beendet und sie sind für die Wintermonate wieder zur Tante von Vitja übersiedelt.

Beseelt von der Hoffnung, allen Widrig-keiten zum Trotz den Dachstuhl und das Dach  doch noch vor Einbruch des Winters hinzukriegen haben meine beiden Arbeiter und ich uns noch weiter richtig ins Zeug gelegt und es beinahe geschafft die Mauern fertig zu stellen. Wir waren gerade im Begriff, mit der Errichtung des Dachstuhls zu beginnen als ich aufgrund der extrem langsam arbeitenden ukrainischen Bürokratie am 24. Oktober plötzlich das Land verlassen musste um nicht straffällig zu werden.

Die nächsten vier Wochen war ich damit beschäftigt zuerst vergeblich in Berlin und dann mit Hilfe von Werner Killmeyer in Wien darum zu kämpfen, ein Visum zu bekommen um nach Yasinja zu meiner Familie und zur Baustelle zurückkehren zu können. Der Hintergrund dafür ist das erst 2017 neu eingeführte „visafreie Regime“ wodurch die über all die Jahre geübte Praxis, alle 3 Monate kurz über die Grenze zu fahren und wieder neu einzureisen nicht mehr funktioniert. Dies wissend, hatte ich mich sofort nach Bekanntwerden dieser Regelung um eine Dauer-Aufenthaltsgenehmig-ung bemüht und in der Folge eine Reihe von Terminen beim staatlichen Migrationsdienst und dem Standesamt in Rachiv (staatliche Eheschließung) absolviert, mit dem Ergebnis, dass Larisa und ich am 14.11. in Rachiv standesamtlich heiraten sollten. Da ich wusste, dass mein Visum nur bis zum 24. Oktober gültig war hatte ich alles erdenkliche versucht, den Termin beim Standesamt vorzuverlegen was einfach nicht gelungen ist. Erst am 21. Novem-ber war ich dann wieder zu Hause und mit den Nerven fast am Ende. Genau

zu wissen, dass ich zwar im Recht bin es aber aufgrund der Willkür eines typischen „Apparatschiks“ nicht be-komme war für mich eine schlimme Erfahrung die mich stark an mein früheres Leben in der DDR erinnert hat.

Die standesamtliche Trauung (kirchlich hatten wir ja schon 2005 geheiratet) hat zwar inzwischen stattgefunden aber der weitere, bis heute noch nicht endgültig abgeschlossene Papierkrieg hat mir in der Folge sowohl nervlich als auch körperlich durch eine eigentlich unnötige aber dafür äußerst strapazi-öse Busfahrt nach Uzgorod noch sehr viel abverlangt, leider auch mit ernsten gesundheitlichen Folgen die ich noch immer nicht ganz überwunden habe.

Ernste Folgen hatte meine erzwungene Abwesenheit natürlich auch für den Baufortschritt. Ohne mein Fachwissen und Erfahrung als Zimmermann konnten die beiden Arbeiter nicht weitermachen und nach meiner Rückkehr war beim besten Willen nichts mehr möglich denn inzwischen war es Winter geworden und die Balken sowie der ganze Bau waren bereits so stark vereist, dass jedes Weitermachen lebensgefährlich gewesen wäre. Das zu akzeptieren ist mir wirklich schwer gefallen und ich habe sehr mit dem Schicksal gehadert weil ich es einfach nicht wahrhaben wollte, dass ich meinen Traum vom fertigen Dach und der damit verbun-denen Möglichkeit im Winter weiter-arbeiten zu können, begraben musste. Mittlerweile ist es mir aber gelungen, den Blick wieder nach vorne zu richten und auf den Herrn zu vertrauen, der in seiner Weisheit die Dinge so fügt wie sie sein sollen auch wenn ich es zunächst nicht verstehen kann.

Da ich auch merke, dass ich keine 25 mehr bin, bete ich, dass meine Gesundheit mitspielt und ich weiterhin intensiv am Bau mitwirken kann, so

dass es uns endlich in diesem Jahr gelingt, wenigstens einen Teil des Hauses soweit fertig zu stellen, dass es gemäß unserer Projektzielsetzung durchgehend genutzt werden kann.

Wie wichtig diese Zielsetzung ist wird gerade jetzt besonders deutlich wenn
wir erleben, dass die jungen Leute angesichts der schlimmen wirtschaft-lichen und politischen Verhältnisse es gar nicht erwarten können mit der Vollendung des 18. Lebensjahres ins Ausland zu gehen was aufgrund des „visafreien Regimes“ seit Mitte Juni 2017 möglich geworden ist. Um jedoch dort erfolgreich zu sein und nicht „unterzugehen“ ist es aber nicht nur wichtig, dass sie als tüchtige Arbeits-kräfte brauchbar sind sondern vor allem, dass sie charakterlich so gefestigt sind, dass sie gegenüber den vielfältigen Versuchungen und Gefahren bestehen können. Damit genau das auch den Abgängern des Waisenhauses, für dessen Sanierung ich 3 Jahre gearbeitet habe, gelingen kann habe ich unser gemeinsames Projekt mit Eurer Hilfe ins Leben gerufen und arbeite seither mit all meiner Kraft an seiner Realisierung.
In diesem Sinn bitte Euch alle mich weiterhin bei meiner Arbeit nicht nur finanziell, sondern auch im Gebet zu unterstützen.

Liebe Grüße Euer Uwe

Yasinja 2. April 2018

 

Im Namen des Vereins danken

Pater Ludger Werner      Werner Killmeyer


 


 

 

 

 

 

 


 

News zur Ukraine