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Bericht über das Jahr 2018

 



Das Jahr 2018 war auch wieder sehr turbulent aber im Großen und Ganzen doch letztlich recht erfolgreich. Zu Anfang allerdings galt es erst einmal eine ganze Reihe von Hindernissen im Zu-sammenhang mit meiner Daueraufenthaltsgenehmigung zu überwinden denn Ende Jänner wurde mir mitgeteilt, dass die Ausstellung derselben aus allerlei bürokratisch spitzfindigen Gründen nicht möglich sei. In der Folge war ich mehrfach gezwungen ins 240 km entfernte Uzgorod fahren, was bei den winterlichen Straßenverhältnissen nicht nur viel Zeit und Nerven und natürlich Geld kost-ete, sondern auch mit erheblichen körperlichen Strapazen verbunden war. Als Konsequenz davon habe ich heftige Nieren- und Harnwegprobleme bekommen für deren kompetente Behandlung ich gezwungen war, nach Berlin zu reisen da es hier wegen der Wirtschaftsmigration leider an guten medizinischen Fachkräften mangelt. Gott sei Dank habe ich auch diesmal mit Hilfe meiner Schwester wieder Ärzte gefunden die mich kostenlos behandelt haben. Es hat dann übrigens im April noch eine weitere Fahrt nach Uzgorod  gebraucht bis ich gegen Ende Mai endlich meine Dokumente erhalten habe.
2122Nach der Rückkehr aus Berlin und meiner Genesung konnten wir dann etwa Mitte April die Ar-beiten an unserem Projekt endlich wieder aufnehmen. Ganz entscheidend dafür war die Bereit-schaft der Killmeyers, die mageren Vereinsfinanzen mit einem großzügigen privaten Darlehen aufzustocken damit die Errichtung des Daches in vollem Tempo vorangetrieben werden konnte. Hierzu wurde  zunächst eine Menge Holz geschlagen und mit Pferden zur Baustelle gezogen. Leider konnten wir mit diesen Arbeiten erst so spät beginnen, weil wir die dafür nötige Lizenz  von der zuständigen Forstwirtschaftsbe-hörde einfach nicht früher bekommen konnten. Da ja zu dieser Zeit kein Schnee mehr lag war diese Arbeit diesmal sehr anstrengend und ich war ständig, am Bangen, dass es, wie in den Vorjahren regnen könnte und ich Probleme mit den Nachbarn bekomme wenn deren Wiesen von den Stämmen umgepflügt werden. Dies ist zum Glück nicht geschehen.
Ein Bild, das Screenshot enthält.  Automatisch generierte BeschreibungMein Team für dieses Jahr bestand aus den zwei erfahrenen Männern, Ivan und Vassil mit denen wir schon im Vorjahr gut zusammengearbeitet hatten sowie den beiden tüchtigen Jugendlichen Rostik und Andre. Aus finanziellen Gründen und auch der Arbeits-sicherheit wegen war es mir leider nur möglich von den zuletzt vier Burschen dieses Jahr lediglich diese zwei wieder zu beschäftigen. Für das Fällen der Bäume und den Transport derselben waren zeitweilig auch noch zwei weitere Männer mit ihren Pferden im Einsatz.
2324Die Aufgabe der Burschen bestand vor allem darin, die Unmengen an Dach-balken, Brettern und ca. 2 km Dachlatten mit der Bandsäge aufzuschneiden. Damit waren sie zeitweise sehr gefordert, denn für das Bewegen der Rund-hölzer braucht es nicht nur Geschick sondern vor allem auch Kraft, was dazu führte, dass wir ihnen immer wieder einmal unter die Arme greifen mussten.
25Eine kaputte Kupplung bei unserem Traktor war dann direkt etwas wie eine willkommene Abwechslung für die beiden, bei der sie auch ihre hier bei mir erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten als Mechaniker einsetzen und erweitern konnten.
In den Regenphasen haben sie wie schon im Vorjahr unter Dach mit unserer selbstgebauten Presse auch weitere Hohlblocksteine produ-ziert. Das und die Arbeit an der Bandsäge waren schon vertraute Tätigkeiten für die Burschen, ganz neu jedoch waren für sie die Arbeiten am Dachstuhl. Weil mir das Risiko eines Arbeitsunfalls einfach zu groß war ließ ich die Arbeiten in der Höhe ausschließlich von den darin erfahreneren Erwachsenen durchführen. Das Herstellen jedoch von Verzapfungen und Aussparungen an den Balken war etwas, wo Rostik und Andre an dem Lern- und Übungs-prozess den wir alle erst einmal durchlaufen mussten durchaus Ihren Anteil hatten.


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28Da wir ja keinen Kran zur Verfügung hatten war das Hochhieven und genau Positionieren der Balken sehr mühsam. Das hat nicht nur viel an Kraft erfordert sondern auch Zeit, denn das Verbinden mit den in der Mauer eingelassenen Bolzen war eine sehr knifflige Angelegenheit. Wir mussten ja die schweren Balken genau so bugsieren, dass die vorgefertigten Löcher in den Balken genau mit den hochstehenden Bolzen fluchteten. Ein ganz leichtes Ver-kanten und schon mussten wir den Balken wieder anheben und einen neuen Versuch starten. Und das alles direkt am Abgrund. Wer niemals bei einer solchen Arbeit dabei war, kann sich wohl kaum vorstellen, was für eine nervenaufreibende Ange-legenheit es ist, die bis zu sieben Meter langen Balken in luftiger Höhe zu hantieren. Glücklicherweise war das Wetter während dieser Bauphase angenehm kühl, so dass uns diese Tätigkeit doch leichter von Hand ging als wenn es so unangenehm heiß gewesen wäre wie im vergangenen Jahr, wo einem das Atmen zeitweise echt schwer gefallen ist.
Die Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt hat bis auf kleine Ausnahmen wirklich gut geklappt. Auf meine diesbezügliche Frage hin meinten beide, dass ihnen die Arbeit mit den Erwachsenen mehr Spaß macht als wenn sie mit Gleichaltrigen zusammenarbeiten. Grund dafür ist ein ganz anderer, wertschätzenderer Gesprächsumgang. Schön war es für mich zu erleben, dass die erwachsenen Arbeiter den Jugendlichen vermittelt haben, dass sie für sie nicht nur Bauhelfer sondern zugleich wertvolle und wichtige Mitglieder in der Gruppe sind. Sie haben ihnen auch aufgezeigt, dass es wichtig ist genau zu arbeiten. Wenn dann einmal etwas tatsächlich nicht gepasst hat weil vorher ungenau gearbeitet wurde, haben sie ihnen das Problem freundlich aufgezeigt und sie gebeten, sich darüber Gedanken zu machen wie man den Fehler beheben kann. 
3031Als wir den Dachstuhl endlich fertig gezimmert hatten wurde auf die Dachbalken eine spezielle Folie als Dampfsperre und darauf die Lattung für die Dachziegel genagelt. Die Klempnerarbeiten hat eine Fachfirma erledigt. Nun war alles bereit für das Decken des Daches mit den Dachziegeln, deren Lieferung sich allerdings – trotz frühzeitiger Bestellung und Bezahlung – auf-grund von zunächst Produktionsproblemen und dann fehlender Transportmöglichkeiten immer wieder verzögert hat. Als sie dann endlich doch geliefert wurden konnten wir gerade noch ein paar Quadrat-meter damit eindecken bevor wir wegen des Winter-einbruchs mit bis zu minus 3227 °C und anhaltendem Schneefall gezwungen waren, die Arbeiten leider endgültig einzustellen. Meine Hoffnung das Dach doch noch komplett fertigzustellen zu können wurde also, allen unseren Anstrengungen zum Trotz doch wieder nicht erfüllt...
Bei der Planung und auch bei der praktischen Errichtung des Dachstuhles bin ich echt an meine Grenzen gestoßen. Ich habe zwar vor vielen Jahren das Dachdeckerhandwerk erlernt und auch ausgeübt, Zimmermannsarbeiten haben sich dabei aber lediglich auf kleinere Reparaturen bzw. Anpassungen beschränkt. Hier jedoch hatte ich nun nicht nur jede Menge Planungsaufwand zu leisten sondern auch die volle Verantwortung für die Durchführung und das Ergebnis. Wenn ich jetzt daran denke, wie sehr ich während meiner aufenthaltsrechtlich bedingten einmonatigen Zwangs-Abwesenheit von hier im Herbst 2017 mit dem Schicksal gehadert habe weil dadurch mein – zugegeben mehr als naiver – Traum vom fertigen Dach noch vor Einbruch des Winters nicht in Erfüllung gegangen war, muss ich innerlich schon sehr schmunzeln...
33In diesem Jahr hat nun die Fertigstellung des Daches, das – obwohl ja nur ein kleiner Teil richtig eingedeckt werden konnte – den Winter offenbar unbeschädigt überstanden hat, natürlich die allererste Priorität. So das Wetter einigermaßen passt sollte das Verlegen der Dachziegel maximal 3 Wochen dauern. Für diese Arbeit in luftiger Höhe habe ich jetzt schon die beiden bewährten erwachsenen Arbeiter, Ivan und Vassil verpflichtet. Demnächst sollen auch wieder Rostik und Andre – sehr zur Freude von Sophia, für die ja die zwei Burschen schon vertraute „Spielgefährten“ sind –sowie zwei andere, neue Waisenhausabgänger hier Quartier beziehen und mit mir gemeinsam den Innenausbau zunächst soweit vorantreiben, dass ein Teil des Gebäudes wirklich winterfest wird und somit durchgehend zur Unterbringung der Jugendlichen genutzt werden kann. Damit können wir dann ganzjährig Stück für Stück am Bau weiterarbeiten bis er fertig wird. Parallel dazu möchte ich, auch im Sinne der Vermittlung möglichst breitgestreuter handwerklicher Qualifikationen beginnen, einfache Möbel wie Betten, Tischen, Nachtkästchen und Schränken zunächst für den eigenen Bedarf herzustellen und darüber hinaus auch versuchen diese über das Internet zu verkaufen. Somit wären wir dann sogar in der Lage eigenständig etwas Geld zu verdienen und damit zur Finanzierung des Projekt-es beizutragen. Der Einsatz der Jugendlichen wird auf besonderes Betreiben von Luise und Alois Vogg auch 2019 wieder von der „Pfad für Kinder“-Stiftung finanziell unterstützt.
Aufgrund des Umstandes, dass Gudrun und Werner Killmeyer das auf nun nahezu € 7.000,- angewachsene Darlehen schrittweise wieder abbauen wollen ist vorherzusehen, dass für die kommenden Bausaisonen weniger Mittel zur Verfügung stehen werden. Da wir aber nach der Fertigstellung des Daches die 2 erwachsenen Arbeiter nicht mehr benötigen und in nächster Zeit keine ähnlich teuren Materialposten wie das viele Holz für den Dachstuhl und die Dachziegel nötig sein werden, müssten doch genügend Mittel zur Verfügung stehen um gemeinsam mit den vier Jugendlichen den doch weniger materialaufwendigen Innenausbau – mit zunächst allerdings nur provisorischen Fenstern – einigermaßen zügig vorantreiben zu können. Provisorische Fenster deshalb, weil es aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage und der Struktur der Betriebe hier kaum Sicherheiten gibt, dass man bei einer nächsten Bestellung bzw. Lieferung das Produkt in der gleichen Ausführung wieder bekommt. Es wird also nötig sein, möglichst alle Fenster auf ein Mal oder zumindest etagenweise zu bestellen. In jedem Fall wird das noch ein großer Posten sein, dessen Finanzierung derzeit noch in den Sternen steht. Aber, vielleicht ereignet sich ja ein ähnliches „Wunder“ wie bei den Dachziegeln, deren Anschaffung erst durch eine großzügige Spende von immerhin € 4.500,- quasi aus „heiterem Himmel“ aus einem Treffen von ME-Priestern Ende August heraus möglich geworden ist.
Was uns hier derzeit alle bewegt ist die Präsidentschaftswahl und die möglichen Auswirkungen auf sämtliche Lebensbereiche. Es gibt kaum jemanden hier, der sich ernstlich Verbesserungen erwartet. Aber, egal was kommt, es ist weiterhin mein ganz großes Anliegen möglichst vielen der jungen Menschen die ja mit 16 Jahren das Waisenhaus verlassen müssen ein möglichst viel-seitiges Rüstzeug für das Leben mitzugeben. Damit das in immer größerem Umfang möglich wird, bitte ich Euch alle, mich weiterhin in meiner Arbeit für unser Projekt sowohl materiell als auch – besonders wichtig – im Gebet zu unterstützen.
 
Liebe Grüße, Euer Uwe
Yasinja, März 2019

Im Namen des Vereins danken
Pater Ludger Werner          Werner Killmeyer

 

 

 

 

 

 

 


 

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